Gedichte

24 Stunden

wo bist du denn
morgens kommt der Pflegedienst
Frühstück
mit Glück schlafen vor dem Fernseher
kurz raus und selber mal Luft schnappen
die wird immer dünner für mich
Mittagessen
wieder der Pflegedienst
kurze Pause
nicht für mich
schon wieder wach
wo bist du denn
kannst du mir was vorlesen
den Fernseher anstellen
mit mir singen
noch was zu essen holen
mich ins Badezimmer begleiten
wo bist du denn
Abendessen
Pflegedienst
Bettzeit
nicht für mich
wo bist du denn
du gehst doch nicht weg
nein
schon lange nicht mehr
Wäscheberge
essen machen
putzen
unterhalten
wo bist du denn
wo ich bin
weiß ich
aber wo ist denn
mein Leben geblieben

on Ariane Timm ( Anabelle Fury)

Gedichte

Wolke

Hab ich Hunger, kann ich essen,
bin ich durstig, etwas trinken.

Seh ich euch, dann sag ich Hallo
geh ich weg, seht ihr mich winken.

Aber was ist, wenn mein Kopf
ganz langsam
eine Wolke wird?

Und mein Geist schwebt in der Wüste
und hat sich darin verirrt?

Findet nicht den Weg nach Hause,
ich seh euch
und seh euch nicht,
mach euch traurig
denn ihr seht nicht
irgendwann wird’s wieder Licht
irgendwann sehn wir uns wieder
wie es Gott und mir gefällt
bis dahin bin ich verloren
für den Alltag eurer Welt.

Denn mein Kopf ist eine Wolke.

Weiß vom Essen nichts
vom Trinken,
sinke weiter aus der Welt
und mein mir so fremder Körper
alles was mich hier noch hält.

von Ariane Timm ( Anabelle Fury)

Gedichte

Früher

früher waren die Frauen noch fleißig
und haben das Haus selber sauber gehalten
heute brauchen die ja alle eine Putzfrau

früher haben die Frauen noch selber gekocht
Sonntags gab es Braten und abends Bratkartoffeln für die Männer
heute machen die ja alle nur noch Fertigschlampam

früher gab es noch Sofas mit Bommeln und Schrankwände
heute haben nicht mal alle Gardinen vor den Fenstern
das die sich nicht schämen, da kann ja jeder reingucken
und das schmutzige Geschirr steht auch noch auf dem Tisch

früher wussten die Frauen auf dem Lande noch
was sie wert waren
nämlich nichts

da hatte Mann noch richtig Spaß
du hast dich beschwert
wer glaubte dir das

das Kind ist ein Junge
das ist ja genial
ein Mädchen
was soll’s, wir versuchen’s noch mal

bin ich froh
das heute nicht früher ist
ob irgendwer echt
diese Zeiten vermisst

von Ariane Timm ( Anabelle Fury )

Gedichte

Pustekuchen

Gestern wollt ich was neues versuchen
und dachte mir… back ich mal Pustekuchen.

Die Zutaten hatte ich alle im Haus
zuerst aber braucht man die Spur einer Maus
darin steht das Rezept.

Dann ein Zehntel Rosine
und den Duft einer Biene
von der Butter den Namen
und vom Ei nur den Samen
vorsichtig daran denken
und mit Samthänden schwenken.

Noch die Farbe vom Zimt
und damit alles stimmt
und auch richtig schmeckt
hab ich Mehl aufgeweckt
und mit Zucker verwoben
durch die Küche geschoben.

Die Form ist reines Sternenlicht,
beim Backen wach sein
darfst du nicht
im Mondschein
kannst du ihn versuchen
den Pustekuchen.

von Ariane Timm ( Anabelle Fury)

Gedichte, Kinder

Englisch

Our Ms. Whatever
made english really fun
I know my head and shoulders,
can jump and walk and run

I can eat apples, bananas and rice
name horses and pigs, turtles, seagulls and mice

show you the way left and right on the street
when I meet people, I know how to greet

I can be happy and angry and sad
with lots of homework I sometimes get mad

I know a baker, policeman, mechanic
when we write a test, I know how to panic

thank you Ms. Whatever
I now leave this school
I will not forget you
you are really cool.

von Ariane Timm ( AnabelleFury)

Trauer

Traurig

die Sonne scheint und ist gar nicht warm
draußen ist es hell und hier ist alles dunkel
nichts kommt mehr bei mir an

aber vor ein paar Tagen
der Geruch von Heu
anhalten aussteigen tief einatmen

wie früher
als wir noch Bauern waren
als mein Sohn noch lebte
wir keine Geldsorgen hatten
das Leben so leicht war

wie konnte das passieren

heute
hab ich zwei Söhne
meine Frau
neue Freunde, nicht mehr die von früher
manchmal noch Spaß

aber die Leichtigkeit
ist verloren gegangen
aus meinem Leben
meinem Körper

alles ist schwer mühsam erdrückt mich

ich sehe was ich habe
doch was fehlt wiegt so viel schwerer

und die Enttäuschung in den Augen
wenn ich wieder nicht geschafft habe
was unbedingt muss

wieder alles dunkel
ich höre ihr Lachen
sie wollen mir helfen

wie soll das gehen
was mir so unendlich fehlt
können sei mir nicht geben

vielleicht kann ich sie irgendwann wieder spüren
sie sind ja noch da
meine Familie
wie die Sonne die Wärme das Heu

die Hoffnung auf ein Wiedersehen

von Ariane Timm ( Anabelle Fury)