Weihnachten mit Schwiegermutter
ist seit Jahren Pflicht
bei 100 Grad im Stubenzimmer
dann friert die Alte nicht
Frau Schmitz kniet abends vorher immer
vor dem Kamin in jenem Zimmer
die Heizung gibt schon was sie kann
doch der Kamin muss auch noch an
das Wasser läuft Frau Schmitz vom Rücken
es zwickt im rechten Knie
da scheppert es im Schornstein laut
das gab es so noch nie
mit einer kleinen Taschenlampe
leuchtet Frau Schmitz nach oben
und sieht nur ganz viel Ruß der kommt
ihr auf den Kopf gestoben
sie reibt die Augen, was ist das
Frau Schmitz steht angewurzelt
da kommt in einer Wolke schwarz
der Weihnachtsmann gepurzelt
er springt auf und entschuldigt sich
da stürmt Herr Schmitz herein
fängt an zu schimpfen fürchterlich
„was fällt euch beiden ein?“
denn jedes Jahr um diese Zeit
muss er sich konzentrieren
und schreibt mit Mühe ein Gedicht
Mutter zu imponieren
nun platzt Frau Schmitz der Kragen
sie hat es lang ertragen
die Schwiegermutter mag sie nicht
ihr Mann ein Muttersohn
und das Gedicht zum Weihnachtsfest
das gibt ihr jedes Jahr den Rest
der Weihnachtsmann versucht zu schlichten
dabei stellt sich heraus,
der Gute ist ja gar nicht echt
es ist der Nachbar Sägebrecht
wollt nebenan bescheren gehn
und hat sich im Kamin versehn
jetzt klingelt‘s auch noch an der Tür
und Schwiegermutter steht dafür
na eigentlich steht sie davor
das klingt nur nicht so gut im Ohr
sie legt gleich los: „mein Sohn, ach jeh,
welch Dreck in deiner Stube“
Frau Schmitz wünscht ihr den Lippenstift
von Uhu aus der Tube
Statt Weihnachtsfrieden nur Geschrei
Herr Sägebrecht greift ein
er schnappt sich die Frau Schmitz und lässt
Mutter mit Sohn allein
während sie schimpfen noch und fluchen
die andern zwei das Weite suchen
Frau Schmitz und der Herr Sägebrecht
hatten sich viel zu sagen
und wie sie diese Nacht verbracht
das dürft ihr mich nicht fragen
doch wenn man sich zur Weihnacht liebt
im Sommer es Bescherung gibt
Von Ariane Timm