Gedichte, Trauer

das tiefe Loch

dein Tod hat ein tiefes Loch gerissen
manchmal sitzen wir
so eben
oben daneben
und baumeln mit den Beinen
fast ohne zu weinen
sehen dich im Himmelblau
ganz genau

manchmal sitzen wir
unten am Boden
kein Blick mehr nach oben
für immer verwoben
mit dir

die Brüderkette
ist mit dir gerissen
was alle vermissen
die Mitte
warst du

ein so tiefes Loch
da wächst kein Gras drüber
und doch sitzen wir
manchmal daneben
am Rand nur so eben
und baumeln mit den Beinen
fast ohne zu weinen
sehen dich im Himmelblau
ganz genau

von Ariane Timm ( Anabelle Fury)

Trauer

Traurig

die Sonne scheint und ist gar nicht warm
draußen ist es hell und hier ist alles dunkel
nichts kommt mehr bei mir an

aber vor ein paar Tagen
der Geruch von Heu
anhalten aussteigen tief einatmen

wie früher
als wir noch Bauern waren
als mein Sohn noch lebte
wir keine Geldsorgen hatten
das Leben so leicht war

wie konnte das passieren

heute
hab ich zwei Söhne
meine Frau
neue Freunde, nicht mehr die von früher
manchmal noch Spaß

aber die Leichtigkeit
ist verloren gegangen
aus meinem Leben
meinem Körper

alles ist schwer mühsam erdrückt mich

ich sehe was ich habe
doch was fehlt wiegt so viel schwerer

und die Enttäuschung in den Augen
wenn ich wieder nicht geschafft habe
was unbedingt muss

wieder alles dunkel
ich höre ihr Lachen
sie wollen mir helfen

wie soll das gehen
was mir so unendlich fehlt
können sei mir nicht geben

vielleicht kann ich sie irgendwann wieder spüren
sie sind ja noch da
meine Familie
wie die Sonne die Wärme das Heu

die Hoffnung auf ein Wiedersehen

von Ariane Timm ( Anabelle Fury)